Selbstbestimmung in Athen

Oktober 2025

Wir begannen unsere Reise in Kypseli – einem lebendigen und multikulturellen Viertel im nördlichen Teil von Athens Zentrum.

Unsere erste Station war Glocal Roots, ein Gemeindezentrum, das sich für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Fluchterfahrung einsetzt. Das Zentrum bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen an: ein Café, das täglich 140 kostenlose Mahlzeiten ausgibt, sichere Räume für Frauen und Kinder, Kinderbetreuung, Sprach- und Computerworkshops, medizinische Beratung und Unterstützung durch Sozialarbeiter.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen hat die drastische Kürzung der Finanzmittel zu einem stetigen Rückgang der Präsenz von NGOs vor Ort geführt. Seit mehreren Monaten wird die monatliche finanzielle Unterstützung von 66 Euro für Asylsuchende nicht mehr gezahlt, was erheblich zu einem Anstieg der Kriminalitätsrate beigetragen hat. Gleichzeitig hat das Migrationsministerium eine neue Vereinbarung unterzeichnet, die darauf abzielt, die Kosten für Dienstleistungen für Asylsuchende zu senken. Infolgedessen wird dieses Gemeindezentrum immer unverzichtbarer – es bietet Flüchtlingen wichtige Unterstützung, um ihre ersten Schritte in Richtung eines selbstbestimmten Lebens zu machen.

Außerdem trafen wir uns mit Just Human e.V., einer Organisation, die alleinerziehende Mütter durch ein Schutz- und Empowerment-Programm unterstützt und ihnen hilft, ein neues, unabhängiges Leben aufzubauen.
Wir besuchten zwei alleinerziehende Mütter in ihren Wohnungen zusammen mit einer Frau aus Athen, die jeden Tag ehrenamtlich mit den alleinerziehenden Müttern arbeitet und für diese Frauen eher eine Freundin ist als alles andere. Beide Frauen sind stolz darauf, ihr Leben nun durch Arbeit, Studium und die Betreuung ihrer Kinder selbst zu gestalten und haben uns gebeten, ihre Geschichte zu erzählen und ihre Bilder zu teilen.

Da war Maria* (19) aus Sierra Leone, die als alleinstehende minderjährige Schwangere nach Gewalterfahrungen geflohen ist. Sie kümmert sich um ihre kleine Tochter (jetzt 2 Jahre alt) während sie arbeitet und bis spät in die Nacht an einer Schule für Krankenpflege lernt. Sie arbeitet hart an ihrem großen Traum, Krankenschwester zu werden. Sie möchte anderen helfen, nachdem sie ihren Vater aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung verloren hat.

Dann war da noch Paulina* aus Kamerun mit ihrer 8-jährigen Tochter Anna*. Auch Paulina floh schwanger und versucht ebenfalls zu vergessen, was die Ärztin ihr sagte: „Sie konnte nicht glauben, dass jemand überleben könnte“. Trotz gesundheitlicher Probleme arbeitet sie hart daran, ein Zuhause für sich und ihre Tochter zu schaffen. Paulina lebt bereits selbstständig und wird nicht mehr vom Programm unterstützt. Anna ist ein fröhliches Mädchen und sehr gut in der Schule; obwohl sie einige Schultage verpasst hat, weil Paulina sie zur Arbeit mitnehmen musste, da die Schule derzeit keine Nachmittagsbetreuung anbietet.

Für uns gibt es kein größeres Selbst-Empowerment als das, was wir bei diesen Frauen gesehen haben.

* Namen geändert