Women in Exile e.V.
Women in Exile
Interview mit Elisabeth Ngari von Women in Exile
„Women in Exile ist ein Zusammenschluss von Flüchtlingsfrauen. Als Frauen und Flüchtlinge sind wir doppelter Diskriminierung ausgesetzt, wir sind doppelte Opfer des deutschen Asylregimes. Von den späten 1990er Jahren bis 2002 waren unsere vier Gründerinnen von Women in Exile in gemischtgeschlechtlichen Flüchtlingsgruppen organisiert. Doch dort wurden women issues nicht ausreichend berücksichtigt, es dominierten ganz klar die Männer. Uns fehlte eine Plattform, wo wir geschlechtsspezifische Diskriminierung zum Thema machen konnten — wie etwa sexuelle Belästigung in Flüchtlingslagern, mangelnde Privatsphäre und den schweren Zugang zu Deutschkursen vor allem von allein erziehenden Müttern. Bei Women in Exile geht es darum, dass wir uns als Frauen organisieren und von unseren eigenen Perspektiven ausgehend gegen die doppelte Benachteiligung kämpfen.
So besuchen wir regelmäßig Flüchtlingslager, um uns mit den dort wohnenden Frauen über ihre Lebenssituation und ihre Probleme auszutauschen. Außerdem laden wir sie zu unseren auch dort stattfindenden Workshops und Seminaren zu Frauenrechten ein. 2010 haben wir eine Broschüre veröffentlicht, in der wir die häufigsten Probleme von Frauen in den Lagern aufzeigen und sie auch selbst zu Wort kommen lassen. Mit der Kampagne „No Lager for Women“ zielen wir darauf ab, dass Frauen in Brandenburg nicht mehr in Flüchtlingslagern untergebracht werden, beziehungsweise die Möglichkeit haben, selbst auszusuchen, wo und wie sie wohnen wollen.
Women in Exile steht vor allem für Empowerment. Inzwischen sind wir in ganz Deutschland gut vernetzt, insbesondere in Berlin und Brandenburg. Durch unsere Flusstour 2014 von Nürnberg bis in die Hauptstadt konnten wir dieses Netzwerk ausbauen und festigen. Vom 19. Bis zum 21. Juni 2015 fand unsere bundesweite Flüchtlingsfrauenkonferenz mit über 70 Flüchtlingsfrauen und Freundinnen in Berlin statt. Durch unsere Arbeit erfährt die Situation von Flüchtlingsfrauen mehr Aufmerksamkeit und wir werden sehr oft von verschiedensten Gruppen und Organisationen eingeladen. Im Sommer 2015 machen wir eine Bustour durch Berlin und Brandenburg. Wir besuchen die Frauen in den Lagern und sprechen mit ihnen über ihre Situation. Zusammen entwickeln wir Handlungsmöglichkeiten, wobei unser Ziel immer ist, von persönlichen Problemen zu gemeinsamen politischen Forderungen zu kommen.“
Das Interview führe Till Schmidt.
Die Stiftung :do förderte Women in Exile bereits mehrmals, zuletzt 2015 mit 3000 Euro.